Die Original Bigscreen Beyond sorgte für Aufsehen mit ihrem ultraleichten Design und beeindruckenden microOLED-Visuals, verpackt in einem erstaunlich kleinen Formfaktor. Allerdings war sie nicht ohne Schwächen – linsenbedingtes Glare, feste IPD-Einstellung und ein begrenztes Sichtfeld verhinderten, dass sie das ultimative PCVR-Gerät wurde. Jetzt ist Bigscreen mit der Beyond 2 zurück, einer direkten Nachfolgerin, die genau diese Schwächen adressieren und ein noch überzeugenderes Gesamtpaket liefern möchte. Und für viele könnte sie genau den richtigen Nerv treffen.
Ein würdiger Nachfolger
Auf den ersten Blick sieht die Beyond 2 vertraut aus – und das ist eine gute Sache. Das Headset behält das gleiche individuell geformte Gesichts-Interface-System, den kompakten Formfaktor und die guten microOLED-Panels mit 2560 × 2560 Auflösung pro Auge bei, die mit 75Hz oder 90Hz laufen. Doch unter der Haube hat Bigscreen mehrere entscheidende Verbesserungen vorgenommen.
Die bemerkenswerteste Aufwertung sind die neuen Linsen. Die Beyond 2 bietet jetzt deutlich weniger Glare, ein größeres Sichtfeld und eine verbesserte Klarheit von Rand zu Rand – damit werden einige der größten Kritikpunkte der Beyond 1-Nutzer adressiert. Farbschiftungen an den Rändern gehören der Vergangenheit an, und die gesamte visuelle Qualität ist deutlich konsistenter. Außerdem hat Bigscreen endlich eine IPD-Einstellung eingeführt, die beim ersten Modell noch fehlte. Auch wenn der Einstellungsprozess ein Werkzeug erfordert und etwas fragil wirkt, erlaubt er es, jedes Auge individuell einzustellen – perfekt für asymmetrische Gesichtsformen. Wichtig ist zudem, dass es jetzt nur noch eine einzige universelle SKU gibt, was den Kaufprozess vereinfacht und den Wiederverkaufswert verbessert.
Eine weitere große Neuerung ist die Einführung eines neuen Halo-Mount-Straps (kommt erst in Q3), die eine Komfortlösung ähnlich dem Meganex-Headset bieten wird. Die Preise beginnen bei 1369€, und wer auf Zukunftssicherheit setzen möchte, kann zur Beyond 2e-Variante mit integriertem Eye-Tracking für insgesamt 1549€ greifen.
Das Headset bleibt ein über DisplayPort betriebenes, Lighthouse-getracktes Gerät, das externe Basisstationen sowie kompatible Controller wie die der Valve Index benötigt. Es skaliert außerdem weiterhin ein 1980 × 1980 Eingangssignal auf die volle 2560 × 2560 Auflösung hoch, wenn es mit 90Hz betrieben wird.
Bild – Display-Performance
Visuell liefert die Beyond 2 ein beeindruckendes Erlebnis. Die microOLED-Panels bieten perfekte Schwarztöne, lebendige Farben und eine ausreichende Pixeldichte. Im Vergleich zur Quest 3 ist das Bild eindeutig schärfer und immersiver. Zwar erreicht sie nicht die Schärfe höher auflösender Konkurrenten wie Meganex, Play For Dream oder Crystal Super, doch der Unterschied ist für die meisten Nutzer nicht entscheidend – insbesondere angesichts der enormen GPU-Anforderungen dieser anderen Headsets. Schließlich besitzt nicht jeder ein 5090-Monster.
Es ist kein sichtbares Mura vorhanden, und das Gesamtbild ist äußerst angenehm. Die Helligkeit wurde leicht verbessert, vermutlich dank der neuen Linsen, und auch wenn sie nicht an LCD-Panels heranreicht, schlägt sie sich insgesamt sehr gut. Bei 75Hz läuft das Panel in seiner nativen Auflösung von 2560 × 2560. Bei 90Hz wird aufgrund von Panel-Limits die Eingangsauflösung auf 1980 × 1980 reduziert und hochskaliert – trotzdem sieht das Bild noch gut aus. Allerdings ist die native Darstellung bei 75Hz sichtbar besser.
Bild – Linsen
Die neuen Linsen stellen einen riesigen Fortschritt dar. Glare wurden erheblich reduziert, die Klarheit von Rand zu Rand ist stark verbessert, und die Farbtreue ist jetzt über das gesamte Sichtfeld hinweg konsistent. Zum ersten Mal könnt ihr tatsächlich mit den Augen umherschauen und nicht nur den Kopf bewegen. Zwar ist immer noch etwas Glare vorhanden – und die Linsen der Quest 3 sind in dieser Hinsicht auch weiterhin führend – aber es ist klar, dass Bigscreens Verbesserungen gut umgesetzt sind.
Sichtfeld und Binokulare Überlappung
Die Beyond 2 bringt auch eine spürbare Verbesserung des Sichtfeldes. Ich habe 106° horizontal und 92° vertikal gemessen, was angesichts der Größe des Headsets beeindruckend ist. Allerdings geht das auf Kosten der binokularen Überlappung, die jetzt nur noch bei 73 % liegt. Das ist ähnlich wie bei der Quest 3 und fällt in VR durchaus auf. Persönlich fand ich es jedoch akzeptabler als erwartet. Ob es euch stört, hängt davon ab, was ihr bevorzugt: mehr Sichtfeld oder bessere 3D-Überlappung.
IPD-Einstellung
Mit dem Wechsel zu einer universellen SKU unterstützt die Beyond 2 jetzt die individuelle IPD-Einstellung für jedes Auge. Das ist eine ausgezeichnete Nachricht für Nutzer mit asymmetrischen Gesichtern. Die Einstellung erfolgt jedoch mit einem kleinen, fragilen Werkzeug (liegt bei) und ist nicht praktisch, wenn ihr das Headset häufig mit anderen teilt. Für den beruflichen Einsatz oder Multi-User-Szenarien bleibt dies eine Einschränkung – aber es ist weit besser als gar keine Anpassungsmöglichkeit. Den kleinen Schraubenzieher zum Verstellen des IPDs werden Nutzer ohne Frage sehr schnell verlegen/verlieren.
Verzerrungen
Auch was des Eliminieren von Linsenverzerrungen angeht hat Bigscreen einen Volltreffer gelandet. Das Verzerrungsprofil ist hervorragend abgestimmt; selbst in der äußersten Peripherie konnte ich keine nennenswerten Probleme feststellen. Es gehört zu den verzerrungsfreisten VR-Erlebnissen, die ich je in einem Consumer-Headset gesehen habe – eine beeindruckende technische Leistung.
Komfort
Beim Komfort steht ein abschließendes Urteil noch aus – hauptsächlich, weil ich das neue Halo-Strap noch nicht testen konnte. Das derzeitige Setup nutzt weiterhin das Silikon-Gesichtsinterface, das individuell für jeden Nutzer mittels iPhone-Gesichtsscan angepasst wird. Es sorgt für eine gut anliegende Passform, aber das Material klebt am Gesicht und wird beim Schwitzen höchst unangenehm. Zudem wird die Luftzirkulation zu den Augen blockiert, was bei langen Sessions störend sein kann. Ich bin kein Fan des Silikon-Interfaces.
Trotzdem bleibt der ultraleichte Formfaktor ein großer Pluspunkt. Es gibt kein frontlastiges Gefühl, und ihr könnt den Kopf schnell bewegen, ohne Trägheitsprobleme zu spüren. Bigscreen bietet außerdem ein optionales Audiostrap an, das den Komfort verbessert und Sound hinzufügt.
Audio
Apropos Sound – es gibt keine integrierten Lautsprecher, also ist das Audio-Strap ein Muss. Es verwendet bewährte Koss Porta Pro Treiber und liefert eine sehr gute Klangqualität. Leider lässt die Verarbeitungsqualität des Straps zu wünschen übrig. Die Kopfhörer werden an das Kopfband geklippt, rasten jedoch nicht richtig ein. Ich musste sie ständig neu dranclippen, was schnell lästig wurde. Ich denke ich persönlich werde aufs HTC Deluxe Audio Strap wechseln.
Auf der anderen Seite ist das Mikrofon phänomenal. Es ist wohl das beste integrierte Mikrofon in einem VR-Headset derzeit und macht das Headset sogar für Content Creation brauchbar.
Controller & Tracking
Die Beyond 2 setzt auf Lighthouse-Tracking, sodass ihr mindestens eine (besser zwei) Basisstationen sowie kompatible Controller wie die Index Controller benötigt, die nicht im Lieferumfang enthalten sind.
Das Tracking bleibt absolut erstklassig. Die Sensorplatzierung ist perfekt, und ich hatte nie Tracking-Probleme. Das ist nach wie vor der Goldstandard für Consumer-VR-Tracking.
Software
Die Beyond 2 ist ein natives SteamVR-Headset – und das ist ein Vorteil. Ihr bekommt alle vertrauten Funktionen wie Smart Smoothing, und das Headset funktioniert ohne proprietären Launcher. Es ist stabil, es ist ausgereift, und ich hatte keinerlei Softwareprobleme. Es gibt auch eine spezielle App zum Einstellen von Bildwiederholfrequenz, IPD, Helligkeit und sogar der Farbe der externen LED des Headsets.
Gerenderte Auflösung & Performance
Mit 100% Supersampling in SteamVR rendert die Beyond 2 bei 3560 × 3560 Pixeln pro Auge. Das ist ein gutes Detailniveau – schärfer als bei der Quest 3 – und die microOLED-Farben stechen richtig schön hervor. Das Beste daran: Ihr braucht keine brandneue GPU, um sie zu genießen. Die Performance-Anforderungen sind sehr vernünftig, was das Headset zu einer guten Wahl für alle macht, die OLED genießen wollen, ohne die absolute High-End-4K-Auflösung zu benötigen.
Spielekompatibilität
Die Beyond 2 ist ein reines PCVR-Gerät, und darin glänzt sie. SteamVR-Titel wie Microsoft Flight Simulator, Assetto Corsa und Half-Life: Alyx laufen hervorragend. Auch auf OpenXR basierende Spiele funktionieren gut dank SteamVRs OpenXR-Implementierung. Es ist ein flexibles, zuverlässiges System für PCVR-Enthusiasten.
Fazit
Die Beyond 2 ist genau das Update, das die ursprüngliche Beyond gebraucht hat. Die großen Schwächen – Glare, fehlende IPD-Einstellung, begrenztes Sichtfeld – wurden behoben, und das Headset ist dadurch erheblich besser geworden. Mit einem Einstiegspreis von 1369€ $ ist sie wettbewerbsfähig bepreist, und bestehende Beyond-1-Nutzer können ihr individuell angepasstes Gesichtspolster weiterverwenden – eine durchdachte Lösung.
Auch wenn ich den Halo-Strap noch testen möchte, um den Komfort abschließend zu bewerten, ist das bisher Gesehene äußerst beeindruckend. Für viele könnte dies der perfekte PCVR-Kompromiss sein: microOLED-Klarheit, großartige Farben, solide Performance, erstklassiges Tracking und bessere Rückgaberegelungen als bei. manch einem Konkurrenten.
Die Beyond 2 ist ein echter Gewinner – und ja, ich kann sie euch voll und gnaz empfehlen.
Alternativen, die eine Überlegung wert sind:
- Meganex Superlight 8K – Für alle, die Wert auf visuelle Schärfe und binokulare Überlappung legen, aber mit kleinerem FOV leben können.
- Play For Dream – Ideal für Nutzer, die drahtlose Freiheit wollen und keine DisplayPort-Verbindung benötigen.
- Pimax Dream Air – Ein weiterer microOLED-Konkurrent, der keine Basisstationen benötigt, Eye-Tracking und integrierten Sound bietet, aber erst später im Jahr erscheinen wird.