Nachdem ich fast jedes Headset dieser Kategorie ausprobiert habe, hebt sich die XREAL One eindeutig als die derzeit beste AR-Brille auf dem Markt hervor. In einem Feld voller Geräte, die oft wie Kopien voneinander wirken, ist es XREAL gelungen, sich deutlich abzuheben und ein Produkt zu liefern, das durchdacht entwickelt und bemerkenswert praktisch ist – sogar für ernsthafte Arbeiten, falls ihr dies möchtet.
Ein bahnbrechender Kern: Der X1-Chip
Im Herzen der XREAL One befindet sich XREALs eigener X1-Chip, der echtes 3DOF-Tracking (drei Freiheitsgrade) ermöglicht, egal an welches Gerät ihr die Brille anschließt. Bei früheren Generationen von Videobrillen konntet ihr zwar Inhalte von Geräten wie dem Steam Deck oder eurem iPhone anzeigen, doch der virtuelle Bildschirm blieb starr an eurem Blick fixiert. Dadurch musstet ihr euch allein auf Augenbewegungen verlassen, was schnell ermüdend wurde. Mit der One bleibt der virtuelle Bildschirm fest im Raum verankert, sodass ihr euren Kopf natürlich bewegen könnt, um Bildschirminhalte zu erfassen – eine grundlegende Veränderung, die die Nutzung der Brille nicht nur immersiver, sondern auch wesentlich angenehmer über längere Zeiträume macht.
Arbeit, Entertainment und alles dazwischen
Die Auswirkungen dieses verbesserten Trackings sind enorm. Wenn ich die Brille mit meinem MacBook Air verbinde, verwandelt sich die One in ein großes virtuelles Display, das stabil vor mir stehenbleibt. Kein umständliches Verrenkungen des Halses oder ständiges Nachjustieren des Fokus – der Bildschirm ist einfach da, genau wo er sein soll. Egal ob ich eine E-Mail verfasse, einen Artikel schreibe oder einfach nur im Web surfe, das Erlebnis ist flüssig und natürlich. Tatsächlich nutze ich die One nun täglich zum Arbeiten, Spielen und Filme schauen – und bevorzuge sie sogar gegenüber der Apple Vision Pro, wenn es um Produktivität geht.
Die Brille bietet einen Standardmodus, der viel Platz auf dem virtuellen Bildschirm bietet, während ein Ultra-Wide-Modus zur Verfügung steht, falls ihr noch mehr Raum benötigt. Trotz des für diese Brillen üblichen, recht kleinen Sichtfeldes (ca. 50°) ist das virtuelle Display für meine Bedürfnisse mehr als ausreichend. Noch nie hat es mehr Spaß gemacht, Cyberpunk 2077 auf meinem Steam Deck im Bett liegend zu spielen – dank des stabilen, verankerten Bildes, das mich ganz ohne Ablenkung auf die Action konzentrieren lässt.
Intuitive Steuerung und individuelle Anpassung
Die Benutzererfahrung ist ein weiterer Bereich, in dem die XREAL One glänzt. Das Design umfasst einen roten Knopf an der Unterseite des rechten Bügels – eine Hommage an den gleichfarbigen Button der Beam Pro –, der zwischen „Anker“-Modus und „Smooth Follow“ umschaltet. Ein Doppelklick öffnet ein Bildschirmmenü, über das ihr Einstellungen wie Bildschirmabstand, Größe und sogar Farbtemperatur anpassen könnt. Meinen virtuellen Bildschirm stelle ich typischerweise auf 2 Meter Entfernung für ein angenehmeres Arbeiten ein, während der Standardwert bei 4 Metern liegt.
Eine Funktion, die ich besonders schätze, ist die softwareseitige Anpassung des Pupillenabstands (IPD). Früher boten die meisten AR-Brillen eine Einheitslösung für durchschnittliche IPDs (etwa 64 mm), was oft unscharfe Ränder für Personen außerhalb dieses Bereichs bedeutete. Bei der One könnt ihr den Abstand feinjustieren – auch wenn dies mit einer etwas geringeren Bildschirmgröße verbunden sein kann. Für Nutzer mit größerem IPD bietet die XREAL One Pro (599 $, verglichen mit 499 $ für die Standard-One) zwei Modellvarianten für unterschiedliche IPD-Bereiche (57–66 mm und 66–75 mm).
Zudem gibt es eine Schnellzugriffstaste, mit der ihr mühelos zwischen Transparenzmodi wechseln könnt. Bei mir aktiviert ein Tastendruck die Transparenz, sodass ich schnell meine Umgebung sehen kann – sei es für eine kurze Pause oder einfach nur, um etwas in meiner Umgebung zu finden. Die Brille bietet drei Transparenzstufen, sodass sich eure Sicht stets optimal an die jeweilige Situation anpasst.
Display, Audio und Komfort
Die XREAL One nutzt 0,68 Zoll große MicroOLED-Panels von Sony, die ein gestochen scharfes 1080p-Bild mit einem Sichtfeld von 50° liefern. Für jemanden mit einem IPD von 64 mm ist die Bildqualität von Rand zu Rand beeindruckend. XREAL wirbt mit einer wahrgenommenen Spitzenhelligkeit von 5000 Nits – Zahlen, die zwar marketingtechnisch aufgeblasen erscheinen, aber in der Praxis tatsächlich ein sehr helles und klares Display beschreiben.
Diei XREAL One nutzt die sogenannte „Birdbath“-Technologie, bei der die MicroOLED-Panels durch ein schräg gestelltes, transparentes Glas gespiegelt werden. Diese Konstruktion kann in hellen Umgebungen gelegentlich zu Reflexionen führen – beispielsweise, wenn ihr häufig draußen seid und sich eure helle Kleidung in dem schrägen Refexionsglas spiegelt. Falls dies ein ernstes Problem darstellt, könnte die Pro-Version mit verbesserter Linsentechnologie besser für euch geeignet sein. Für meine täglichen Anwendungsfälle war dies jedoch kein großes Problem.
Beim Audio arbeitet XREAL mit BOSE zusammen, um eine mehr als ausreichende Klangqualität in ruhigen Umgebungen zu liefern. In lauteren Umgebungen wie im Zug oder Café reicht die Lautstärke jedoch nicht mehr aus und ihr seid auf Kopfhörer angeweisen.
Komforttechnisch ist die One hervorragend, sodass ich sie problemlos täglich tragen kann, und das für Stunden, ohne dass auch nur irgendetwas drückt.
Kleinere Schwächen
Kein Gerät ist perfekt. Neben den Audio-Limitierungen und gelegentlichen Reflexionen gibt es bei schnellen Kopfbewegungen über Text eine leichte Verzerrung. Ich bemerkte einen subtilen Verzerrungseffekt, wenn Text vorbeizog – ein kleines Detail, das den meisten Nutzern wohl kaum auffällt, aber für intensive Textarbeit erwähnenswert ist. Außerdem bietet die One keine Dioptrienanpassung direkt in der Brille. Stattdessen müsst ihr individuelle Linseneinsätze bestellen. Obwohl das Anbringen der Linseneinsätze verbessert wurde, fehlt immer noch die bequeme Magnetlösung. Wenn ihr die Brille mit mehreren Personen teilt, benötigt jeder eigene Einsätze.
Fazit
Nachdem ich die meisten Headsets auf dem Markt getestet habe, steht die XREAL One eindeutig an der Spitze ihrer Kategorie. Der integrierte X1-Chip ermöglicht eine neue Dimension des AR-Erlebnisses, die aktuell von keinem anderen Hersteller erreicht wird. Dadurch wird die One zum idealen Begleiter für Arbeit, Gaming und Medienkonsum.
Lohnt sich das Warten auf die XREAL One Pro? Auf der CES konnte ich bereits einen kurzen Blick darauf werfen: Sie bietet zwar eine bessere Linsentechnik und ein leicht größeres Sichtfeld, doch bereits die Standardversion setzt die Messlatte extrem hoch. Solltet ihr ein überdurschnittlich großes IPD haben, dann wird es sich auf jeden Fall lohnen auf die XREAL One Pro zu warten, da sie auch in einer Version für größere Augenabstände kommt.
Ansonsten ist die XREAL One derzeit ohne Frage das beste, eleganteste Komplettpaket für jeden, der Produktivität, Unterhaltung und Zukunftstechnologie in einer einzigen, tragbaren Lösung kombinieren möchte. Bis jetzt eine der besten Brillen, die uns untergekommen sind und eine große Empfehlung.