Das VITURE Pro Neckband ist das zweite Abspielgerät von VITURE, das man um den Hals trägt. Ihr verbindet es mit einem kurzen Kabel mit den VITURE-Brillen. Während das erste Neckband einen akzeptablen Job darin machte, Inhalte an die Brillen zu liefern, konnte es weder uns noch die Konsumenten vollständig überzeugen. Der laute Lüfter, die mittelprächtige Akkulaufzeit und die umständliche Bedienung sorgten für eine weniger als ideale Erfahrung.
Was Ist Neu?
Mit dem Pro Neckband möchte VITURE diese Probleme adressieren. Das Gerät wird als leiser, leistungsstärker und insgesamt überlegen im Vergleich zum Vorgänger beworben. Es verfügt nun über einen KI-Assistenten, der per Sprachbefehl aktiviert werden kann, sowie eine eingebaute Kamera für Hand-Tracking. Laut Werbematerial könnt ihr das Gerät mit Handgesten steuern, einschließlich Pinch-Gesten zur Anpassung der Bildschirmgröße.
Am wichtigsten ist jedoch die Einführung von 3DOF-Tracking, das es euch ermöglicht, den virtuellen Bildschirm im Raum zu fixieren. Dies ist ein bedeutendes Upgrade, da ihr nun euren Kopf bewegen könnt, um verschiedene Bereiche des Displays zu betrachten, anstatt nur eure Augen zu nutzen, was auf Dauer ermüdend sein kann. Stellt es euch vor wie einen virtuellen Bildschirm, der an einer festen Position bleibt, egal, wie ihr euren Kopf bewegt. Zusätzlich gibt es einen neuen „Smooth Follow“-Modus, bei dem das virtuelle Display eurem Blick sanfter und weniger abrupt folgt als zuvor.
Ich habe das Pro Neckband Anfang Januar 2025 erhalten und gehöre damit zu den ersten Nutzern, die es testen konnten. VITURE versendet die Geräte momentan in Chargen an Vorbesteller und leider muss ich berichten, dass sich die Software aktuell noch wie eine Beta-Version anfühlt. Meiner Meinung nach sollte das Unternehmen hier transparenter sein.
Spacewalker – VITUREs Spatial OS
Bevor wir auf die Softwareprobleme eingehen, werfen wir einen Blick darauf, was genau auf dem Pro Neckband läuft. Es basiert auf einer stark modifizierten Version von Android und bietet vollen Zugriff auf den Google Play Store. VITURE scheint Google davon überzeugt zu haben, dass es sich um ein Android-Tablet handelt und nicht um eine Android-TV-Box, was ein deutlich besserer Ansatz ist als die Android-TV-basierten Quellgeräte, die einige Konkurrenten anbieten.
Im „Spacewalker“-Modus funktioniert das Gerät ähnlich wie XREALs Nebula OS und bietet eine Spatial-Computing-Umgebung mit mehreren virtuellen Bildschirmen. Ihr könnt Android-Apps auf bis zu zwei virtuellen Displays laufen lassen, während ein dritter Bildschirm alle installierten Apps anzeigt. Dieses Setup funktioniert gut – ihr könnt YouTube auf dem mittleren Bildschirm schauen, während ihr auf der rechten Seite eure X-Timeline checkt. Am wichtigsten ist jedoch, dass dieser Modus 3DOF-Tracking und Smooth Follow unterstützt, die ich als die entscheidenden Verkaufsargumente des Pro Neckbands sehe.
Im Standard-Android-Modus hingegen bewegt sich der gesamte Bildschirm mit eurem Kopf, genau wie beim direkten Anschluss der VITURE-Brillen an ein Telefon oder Tablet. In diesem Modus stehen keine Spatial-Funktionen zur Verfügung.
Insgesamt ist das Konzept des Neckbands gut, und die Hardware macht einen vielversprechenden Eindruck. Der Lüfter ist diesmal deutlich leiser, und das Gerät erwärmt sich nicht mehr so stark wie die erste Version.
Ich mag auch die Idee des KI-Assistenten. Ihr könnt ihn mit „Hey Vizard!“ aktivieren. Dann erscheint ein Pop-up, und Vizard beantwortet jeweils genau eine Frage. Das ist grundsätzlich eine gute Idee und funktioniert auch. Leider ist das Modell jedoch ziemlich veraltet und nutzt OpenAIs GPT-3, das zuletzt im Oktober 2023 aktualisiert wurde. Außerdem merkt sich das Modell keinen Kontext, sodass ihr keine Gespräche führen könnt – ihr könnt nur exakt eine Frage nach der anderen stellen. Das ist allerdings kein großes Problem.
Einfach Noch Nicht Fertig
Lasst uns über die wirklichen Probleme sprechen – die grundlegenden Funktionen, die einfach noch nicht ausgereift sind und viel zu wünschen übriglassen.
Was läuft also falsch? Zunächst einmal ist der 3DOF-Modus instabil. Wenn ihr euren Kopf schüttelt, bewegt sich der virtuelle Bildschirm weiterhin und wackelt, sodass er sich nicht wirklich wie im Raum fixiert anfühlt. Ein Firmware-Update hat dies etwas verbessert, aber es ist immer noch weit weniger stabil als XREALs Beam Pro, der im 3DOF-Modus bemerkenswert stabil ist.
Weiter geht es mit der Steuerung. Aktuell benötigt ihr noch euer Smartphone, um das Pro Neckband zu bedienen. Nachdem ihr die VITURE-App installiert habt, könnt ihr euer Telefon im Air-Mouse-Modus oder im Trackpad-Modus nutzen. Im Air-Mouse-Modus funktioniert euer Telefon wie ein Laserpointer, mit dem ihr Icons auf dem virtuellen Bildschirm auswählen könnt. Im Trackpad-Modus dient der Touchscreen eures Telefons als Trackpad. Beide Modi funktionieren, aber ein zweites Gerät zur Steuerung des Neckbands zu benötigen, ist alles andere als ideal.
Das Hand-Tracking ist eine absolute Katastrophe. Wenn ihr es durch langes Drücken der Einstellungstaste aktiviert, erscheint eine Meldung, die zugibt, dass es sich noch in der Beta-Phase befindet. Es ist weit von dem entfernt, was VITURE auf der Website bewirbt. Es „holprig“ zu nennen, wäre eine Untertreibung – es ist schlichtweg schlecht in seinem aktuellen Zustand. Nein, ihr könnt den Bildschirm nicht mit beiden Händen per Pinch-Geste vergrößern, wie es in den Werbematerialien gezeigt wird. Stattdessen bewegt ihr einen virtuellen Hand-Cursor über den Bildschirm und pincht zum Klicken. Manchmal funktioniert es, aber die Steuerung des Cursors mit der Hand fühlt sich unnatürlich an, besonders da ihr ihn auch mit eurem Kopf bewegen könnt. Das Ergebnis ist eine frustrierende, fehlerhafte Erfahrung. Besonders enttäuschend ist, wie irreführend das Werbematerial dazu war. Hätte ich 300 Dollar für dieses unausgereifte Produkt gezahlt, wäre ich jetzt ziemlich sauer.
Noch schlimmer: DRM-geschützte Inhalte funktionieren bisher nicht. Ich konnte Netflix, Disney+ oder andere Streaming-Dienste im Spacewalker-Modus mit 3DOF oder Smooth Follow nicht nutzen. Das war der letzte Tropfen, der das Fass meiner ersten Eindrücke zum Überlaufen brachte. VITURE hat mir mitgeteilt, dies werde in einem zukünftigen Update behoben, aber aktuell funktioniert es halt noch nicht.
Die Brillen Haben Etwas Besseres Verdient
Angesichts des instabilen 3DOF-Trackings, des schlechten Hand-Trackings und der Abhängigkeit von einem zweiten Gerät zur Steuerung kann ich das VITURE Pro Neckband derzeit nicht empfehlen – vor allem nicht für 299 Dollar.
Das ist jedoch nicht mein finales Urteil. Ich sehe dies als eine erste Einschätzung basierend auf einer frühen Software Version. Sobald das Pro Neckband offiziell in den Verkauf geht, werde ich ihm eine zweite Chance geben. Bis dahin sollte das Hand-Tracking allerdings den Werbeversprechen entsprechen.
Die VITURE Pro Brillen sind fantastisch und verdienen einfach ein deutlich besseres Abspielgerät. Hoffentlich kann VITURE hier noch nachbessern!