HTC Vive Focus Vision Review

Die HTC Vive Focus Vision ist eine Mid-Lifecycle-Aktualisierung der Vive Focus 3, einer Standalone Brille die sich vornehmlich an Geschäftskunden richtete. Sie bringt Eye-Tracking, Mixed-Reality-Funktionen und einen kabelgebundenen PCVR-DisplayPort-Modus mit. Mit diesen Neuerungen hofft HTC, die Vive Focus Vision nicht nur für Unternehmen, sondern auch für PCVR-Enthusiasten attraktiver zu machen, die ein unkomprimiertes Bild genießen wollen, wie es nur DisplayPort bieten kann.

Mit einem Preis von 999 USD bzw. 1199 € ist das Headset fair bepreist, wenn man bedenkt, dass HTC es nicht wie Meta und Pico subventionieren kann. Zudem verdient HTC nicht an euren Daten, sondern setzt auf ein reines Hardware-Geschäftsmodell. Aber kann die Hardware mit ihrem etwas veralteten XR2-Prozessor, der nicht aktualisiert wurde, mithalten?

Tatsächlich ist die Vive Focus Vision ein wirklich gutes Upgrade für Geschäftskunden und könnte auch für einige PCVR-Enthusiasten einen genaueren Blick wert sein, insbesondere für diejenigen, die integriertes Eye-Tracking und optionale Gesichtstracking-Funktionen suchen, wie z.B. VR Chat Fans. Also schauen wir uns das ganze mal etwas genauer an!

Funktionen & Verarbeitungsqualität

Die Vive Focus Vision ist ein Hybrid-Headset. Sie kann im Standalone-Modus betrieben werden, bietet aber auch einen kabelgebundenen DisplayPort-Modus für unkomprimierte PCVR-Grafik. Die dafür erforderlichen Kabel sind optional für 149 USD oder bei uns 189 erhältlich und sehr zu empfehlen, um das volle Potenzial des Headsets auszuschöpfen.

Die Vive Focus Vision bietet nun auch eine farbige, tiefenkorrigierte Passthrough-Funktion dank der beiden zusätzlichen RGB-Kameras an der Vorderseite. Zudem ist ein Tiefensensor sowie ein Infrarot-Flutlicht für besseres Handtracking in dunklen Umgebungen integriert. Abgesehen davon sieht die Focus Vision genau wie die Focus 3 aus. Sie kommt mit denselben Controllern wie ihr Vorgänger, derselben austauschbaren Batterie und der insgesamt ausgezeichneten Verarbeitungsqualität.

Was den opitschen Stack betrifft, haben wir es weiterhin mit hochauflösenden 2560 × 2560p LCD-Panels und denselben Fresnel-Linsen zu tun, die bereits in der Focus 3 und der Vive Pro 2 verbaut wurden. Dieses Mal gibt es jedoch Eye-Tracking und eine automatische IPD-Anpassung.

Bildqualität

Wie sieht es mit dem Bild aus? Tatsächlich kann der opitsche Stack hier ein sehr scharfes Bild mit überdurchschnittlich guten Farben für ein LCD-Panel liefern – zumindest im DisplayPort-Modus. Und genau wie bei der Vive Pro ist das Sichtfeld (FOV) ziemlich groß. Leider mindern die Linsen und der geringe binokulare Overlap den insgesamt positiven Eindruck. Schauen wir uns das genauer an.

Displays

Wie bereits erwähnt, sind zwei LCD-Panels mit einer Auflösung von 2560 × 2560p pro Auge verbaut. Das ist mehr als die Quest 3 oder Pico 4 bieten und das macht sich bemerkbar! Die Grafik ist im kabelgebundenen PCVR-Modus sehr scharf, und die Farben sind besser als bei den günstigeren Konkurrenten. Für ein LCD-Panel sind die Schwarztöne sehr gut und die Farben extrem lebendig. Natürlich erreicht das nicht das Niveau von OLED, aber es gehört definitiv zu den besseren LCD-Panels auf dem Markt. Die Bildwiederholrate beträgt bis zu 120 Hz, was absolut in Ordnung ist. Auch die Helligkeit übertrifft die der direkten Konkurrenz von Meta und Pico, was möglicherweise auch an den Fresnel-Linsen liegt, die effizienter Licht durchlassen als Pancake-Linsen.

Linsen

Leider wurden die Linsen nicht verbessert. Es sind immer noch die gleichen Fresnel-Linsen, die uns bereits in der Vive Pro 2 nicht begeistern konnten. Sie verursachen weiterhin recht starke Godrays, und besonders beim Lesen von Text in VR wird deutlich, dass Pancake-Linsen die bessere Wahl gewesen wären. Genau aus diesem Grund würde ich nicht mit dieser Brille arbeiten wollen – da wären die Quest 3 oder die Apple Vision Pro die weitaus bessere Wahl.

Für Spiele ist die Linsenblendung allerdings kein K.-o.-Kriterium. Ich habe Half-Life: Alyx auf diesem Headset sehr genossen, ebenso wie Kayak Mirage und Subside. Wenn ihr euch im Sweetspot befindet, sind die Linsen insgesamt gut genug für Gaming.

Die automatische IPD-Anpassung hilft den Nutzern zudem, schnell die optimale Einstellung zu finden. In der Focus 3 und der Vive Pro 2 musste man diese noch selbst finden. Hier setzt ihr das Headset einfach auf, hört die Motoren arbeiten und die Linsen bewegen sich automatisch in die richtige Position. Das ist ein großer Vorteil, insbesondere für Geschäftskunden und LBE-Betreiber (Location Based Entertainment), die nicht mehr manuell nachjustieren müssen.

Binokularer Overlap

Der binokulare Overlap ist leider die größte Schwäche der Vive Focus Vision. HTC hat versucht, das FOV zu maximieren, und dabei den Overlap reduziert – und das spürt man sofort, wenn man das Headset aufsetzt. Es fühlt sich einfach nicht richtig an.

Interessanterweise könnte man das Problem lindern, indem man die Augen näher an die Linsen bringt. Das standardmäßige Gesichtsinterface erlaubt das allerdings nicht. Ein Drittanbieter-Interface könnte hier Abhilfe schaffen, doch aktuell gibt es noch keine entsprechenden Produkte.

Mixed Reality & Passthrough

Die Vive Focus Vision bietet jetzt tiefenkorrigierten Farb-Passthrough, und ja, es funktioniert gut. Verzerrungen sind minimal, selbst wenn ihr eure Hände näher an das Headset bringt. Leider sieht der Passthrough nicht so gut aus wie bei der Quest 3 oder der Pico 4 Ultra. Es wirkt etwas körnig und die Auflösung könnte einfach höher sein. Dennoch ist es für Mixed-Reality-Anwendungen oder einfach zur Navigation in der Umgebung absolut brauchbar.

Komfort

Die Vive Focus Vision, genau wie die Focus 3, ist ein komfortables Headset. Ihr Kopfband bietet eine ausgewogene Passform, die das Gewicht des Headsets gut über den gesamten Kopf verteilt. Ihr tragt die Focus Vision wie einen Hut, und sie ist nicht frontlastig.

Allerdings ist das Headset mit rund 700 g kein Leichtgewicht. Dennoch ist das Design robust und für längere Tragezeiten geeignet. Besonders in einem geschäftlichen Umfeld wie einem LBE (Location-Based Entertainment), wo es darauf ankommt, das Headset schnell und einfach an Kunden anzupassen, ist es eine hervorragende Wahl. Einfach aufsetzen, mit dem Einstellrad hinten am Kopfband festziehen und schon kann es losgehen. Und dank der automatischen IPD-Anpassung müssen sich Kunden keine Gedanken um den richtigen IPD-Wert machen.

Audio

Die integrierten Lautsprecher bieten eine Klangqualität, die mit der der Quest 3 vergleichbar ist. Sie sind absolut ausreichend, und ich persönlich benötige keine zusätzlichen Kopfhörer mit der Focus Vision. Allerdings erreichen sie nicht das Niveau der schwebenden Over-Ear-Lautsprecher einer Reverb G2 oder einer Valve Index. Für nicht-audiophile Nutzer ist das jedoch völlig ausreichend. Falls euch der Klang nicht zusagt, könnt ihr natürlich eigene Kopfhörer verwenden.

Mikrofon

Ich freue mich, berichten zu können, dass HTC die Mikrofonprobleme schon bereits beim Vorgänger behoben hatte. Ihr bekommt also nicht das schlechte Mikrofon der Vive Pro 2, sondern das qualitativ gute der Focus 3. Es ist sogar gut genug für Livestreaming von Spielen.

Tracking & Controller

Die Vive Focus Vision benötigt keine Basisstationen für ihr Tracking. Sie verwendet kamerabasiertes Inside-Out-Tracking, genau wie alle anderen Standalone-Headsets. Das ist eine gute Nachricht für PCVR-Enthusiasten, die an der Vive Pro 2 interessiert waren, aber nicht in das Lighthouse-System investieren wollten.

Das Tracking funktioniert genauso gut wie bei anderen Standalone-Headsets auf dem Markt. Hier gibt es inzwischen keine großen Unterschiede mehr. Das gilt auch für das Controller-Tracking. Es läuft absolut flüssig und hat keine Probleme mit langsamen Bewegungen oder dem Zielen durch Kimme und Korn.

Das Headset wird mit denselben Controllern wie die Focus 3 ausgeliefert. Sie erfüllen ihre Aufgabe erwartungsgemäß. Das Standard-Oculus-Touch-Tastenlayout, das mittlerweile ein Industriestandard ist, sorgt für hohe Kompatibilität. Diese Controller haben allerdings noch die alten Tracking-Ringe, die die Konkurrenz bereits abgeschafft hat. Das ist jedoch kein großes Problem. Der Griff ist etwas länger als bei Meta oder Pico, was besonders Nutzern mit größeren Händen entgegenkommt.

Die Controller müssen regelmäßig über ihre USB-C-Anschlüsse aufgeladen werden. Ich persönlich bevorzuge austauschbare Batterien, da man direkt weiterspielen kann, indem man einfach neue Batterien einlegt. Für Arcades wäre das ebenfalls eine bessere Lösung gewesen, statt die Controller am Ende des Tages aufladen zu müssen. Immerhin halten sie etwa 15 Stunden durch, sodass sie einen ganzen Geschäftstag überstehen sollten.

Akkulaufzeit

Wie lange kann die Vive Focus Vision mit einer einzigen Akkuladung im Standalone-Modus oder beim drahtlosen PCVR-Streaming betrieben werden? Das hängt natürlich von der Nutzung ab. Mixed-Reality-Anwendungen mit Passthrough verbrauchen deutlich mehr Energie als eine einfache Standard-App. Im Durchschnitt könnt ihr aber mit etwa 2 Stunden Laufzeit rechnen.

Der Vorteil ist, dass die Batterien hot-swappable sind. Eine interne Backup-Batterie ermöglicht den problemlosen Austausch, sodass ihr nahtlos weiterarbeiten oder spielen könnt. Das ist ideal für Arcades: Nach jeder Session einfach einen neuen Akku einsetzen, und der nächste Kunde kann loslegen.

Im kabelgebundenen PCVR-Modus wird das Headset über ein externes Netzteil versorgt, sodass ihr euch hier keine Sorgen machen müsst.

Spielekompatibilität & Software

Wenn ihr auf der Suche nach den neuesten Standalone-Spielen seid, ist dieses Headset nichts für euch. Der Store enthält nur wenige Spiele und Apps, da HTC nicht versucht, mit Meta oder Pico zu konkurrieren. Die Vive Focus Vision ist vor allem für Unternehmen und Firmenkunden gedacht, die ihre eigenen Anwendungen nutzen.

Auch der schwächere XR2-Chip würde es Entwicklern erschweren, ihre neuesten Quest-3-Spiele in den Vive Store zu portieren.

Ein Lichtblick ist jedoch Virtual Desktop, das im Store erhältlich ist. Virtual Desktop ist die führende drahtlose Streaming-App, sodass ihr eure SteamVR-Spiele drahtlos auf das Headset streamen könnt – und das funktioniert sehr gut! Allerdings wird beim Einsatz von Virtual Desktop das Eye-Tracking nicht an den PC weitergeleitet. Der Grund: HTC verwendet keine standardisierten Industriestandards. Falls ihr das Eye-Tracking für kabelloses PCVR nutzen wollt, beispielsweise für VRChat, müsst ihr Vives eigene Streaming-App verwenden, die leider nicht so gut ist wie Virtual Desktop.

Das kabelgebundene Streaming mit dem DisplayPort-Adapter funktioniert hingegen hervorragend. Ich hatte keinerlei Probleme, meine PCVR-Spiele zu spielen, und sie sahen durchweg sehr gut aus. Meiner Meinung nach eignet sich dieses Headset besonders für PCVR-Enthusiasten, die bestmögliche Bildqualität im kabelgebundenen Modus suchen, aber gleichzeitig einige ihrer PCVR-Spiele drahtlos spielen möchten – entweder mit Virtual Desktop oder der integrierten Lösung, falls Eye-Tracking erforderlich ist.

Fazit

Die Vive Focus Vision ist ein hervorragendes Upgrade für Unternehmen, die bereits die Focus 3 nutzen. Die neuen Mixed-Reality-Funktionen sind solide und ermöglichen völlig neue Einsatzmöglichkeiten. Ein Upgrade, das angesichts der starken Konkurrenz notwendig war. Aber das ist noch nicht alles. Eye-Tracking und automatische IPD-Anpassung sind echte Gamechanger für Geschäftsumgebungen, in denen Kunden, die VR noch nie benutzt haben, einfach das Headset aufsetzen sollen – ohne sich Gedanken um die richtige IPD-Einstellung machen zu müssen.

Für PCVR-Enthusiasten ist das Headset ebenfalls interessant, insbesondere wenn sie ein kabelgebundenes Headset mit DisplayPort suchen. Allerdings müssen sie sich der Probleme mit den Linsen und dem binokularen Overlap bewusst sein. Der optische Stack fühlt sich inzwischen schon ziemlich veraltet an und man müsste die Probleme mit einem dünneren Gesichtspolster lösen, das einen näher an die Linsen lässt.

Für VR-Chat-Fans könnte die Vive Focus Vision jedoch wirklich spannend sein, da HTC Full-Body-Tracking mit den Ultimate Trackers sowie ein Face-Tracking-Modul anbietet. Kaum ein anderes Standalone-Headset bietet all diese Features ohne Lighthouse-Basisstationen.

Summary
Die Vive Focus Vision ist ein hervorragendes Upgrade für Unternehmen, die bereits die Focus 3 nutzen. Die neuen Mixed-Reality-Funktionen sind solide und ermöglichen völlig neue Einsatzmöglichkeiten. Ein Upgrade, das angesichts der starken Konkurrenz notwendig war. Aber das ist noch nicht alles. Eye-Tracking und automatische IPD-Anpassung sind echte Gamechanger für Geschäftsumgebungen, in denen Kunden, die VR noch nie benutzt haben, einfach das Headset aufsetzen sollen – ohne sich Gedanken um die richtige IPD-Einstellung machen zu müssen. Für PCVR-Enthusiasten ist das Headset ebenfalls interessant, insbesondere wenn sie ein kabelgebundenes Headset mit DisplayPort suchen. Allerdings müssen sie sich der Probleme mit den Linsen und dem binokularen Overlap bewusst sein. Der optische Stack fühlt sich inzwischen schon ziemlich veraltet an und man müsste die Probleme mit einem dünneren Gesichtspolster lösen, das einen näher an die Linsen lässt. Für VR-Chat-Fans könnte die Vive Focus Vision jedoch wirklich spannend sein, da HTC Full-Body-Tracking mit den Ultimate Trackers sowie ein Face-Tracking-Modul anbietet. Kaum ein anderes Standalone-Headset bietet all diese Features ohne Lighthouse-Basisstationen.
Good
  • Sehr Hohe Verarbeitungsqualität
  • Neue Mixed Reality Funktionen
  • Farb-Passthrough
  • Kabelgebundener Displayport Modus
  • Hot-Swap-Fähige Akkus
  • Eye-Tracking & Automatische IPD Einstellung
  • Inside-Out Tracking Funktioniert Gut
  • Solide Controller
  • Optionales Gesichts- und Körpertracking
  • Guter Komfort Ab Werk
Bad
  • Fresnel Linsen Haben Godrays
  • Schechter binokularer Overlap
  • Nur Snapdragon XR2
  • Sehr Wenig Standalone Spiele

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